
Vor siebzehn Jahren gründete ich mein Unternehmen HAUS IM GLÜCK. Wenn ich zurückblicke, macht mich diese Entscheidung nach wie vor glücklich. Damals war ich Bauingenieurin und hatte eine wunderbare Zeit bei OVE ARUP (damals das Planungsbüro, das fast alles am Potsdamer Platz und alle innovativen Bauten in Berlin rechnete). Ich arbeitete gerade die ersten Jahre Forschung und Lehre auf universitärer Ebene. Fasziniert habe ich Statiken gerechnet, Stahlbeton mit Bewehrungen veredelt und Aktenordner mit normgerechten Nachweisen für wirtschaftliche Tragsicherheiten gefüllt. Wir haben geforscht, welche Zuschlagstoffe Betonbrei zu noch größeren Spannweiten verhelfen, um ihn dann mit Klinkermauerwerk zu verstecken. Wir haben Software entwickelt, um die fachlichen Modelle der Physik rückwärts in die Wirklichkeit zu bringenm und damit Architekten und Ingenieure verstehen, wie die Theorie die Praxis im Griff hat.

Und vieles mehr. Wie gesagt – fachlich faszinierend. Aber wie in wahrscheinlich vielen Berufen kommt die Frage nach dem Sinn auf. Zu diesem Zeitpunkt wird es in der Regel erst einmal schwierig. Es drängten sich überraschende naheliegende Fragen auf. Wieso gibt es Architekten, Ingenieure, Soziologen, Stadtplaner wenn keiner fragt: Macht das, was wir hier gerade planen, Menschen in irgendeiner Weise glücklich? Werden wir unserer Verantwortung als Gestalter für menschliche Räume gerecht? Macht es einen übergeordneten Sinn?
Da ich ein Mensch mit regen Hirnsynapsen auf der einen Seite, aber einem unbestechlichen Bauch auf der anderen Seite, bin, habe ich den Zeichen meines Bauches aufmerksam zugehört. So kamen damals folgende Gedanken:
Früher war alles besser. Gearbeitet wurde unter freiem Himmel, Sauerstoffmangel und Fitnessstudios gab es nicht und bei Sonnenuntergang wurde das Licht ausgepustet. Das ist lange her. Und so schlecht ist es heute ja auch nicht. Wir fallen von der warmen Dusche duftend hinters Lenkrad, um wie die anderen auch, regensicher und ummantelt zur Arbeit zu rollen. Dann tauschen wir den kleinen Raum gegen den größeren, schalten die Rechner ein und gehen an unser Tagwerk. Wohltemperiert und hier sogar vor der Sonne geschützt fühlen wir uns mittags bereit wie nach einem Marathon und schleppen uns am Abend in die Tiefgarage, wo die Sporttasche samt Auto auf uns wartet. Um uns wieder in einen Raum zu kutschieren. Diesmal ins Fitnessstudio – regen,- sonnen- und sauerstoffarm. Und hat man dort seine Bewegungsarmut gegen ein besseres Gefühl getauscht, geht es wieder unter die Dusche, um wieder duftend hinter das Lenkrad zu fallen auf dem Weg in die häusliche Hülle und zu hoffen. Das Leben ist bunt, irgendwann, irgendwie. Vielleicht morgen.
Aber was macht uns denn eigentlich glücklich? Was befriedigt uns denn? In Räumen und evolutionsbedingt gesehen? Jetzt, wo wir nicht mehr unter freiem Himmel auf dem Feld stehen, sondern Zeit für Weihnachts- und Osterdekoration haben?
Was machen denn Räume mit Menschen?
Das erste gibt es vergleichsweise erst seit kurzer Zeit, Menschen mit ihren Urbedürfnissen schon eine ganze Weile länger.
Räume machen klein oder groß.
Räume machen laut oder leise.
Räume machen fit oder dumpf.
Räume machen Lust oder törnen ab.
Räume machen bewegt oder starr.
Räume sind unsere Start- und Landebahn.
Menschen entkodieren Farben und Räume bewusst- und vor allem unbewusst. Für das eine gibt es Bildung, Trends und Design, für das andere prähistorische Muster, die auf wesentlich subtilerer Ebene entscheiden, ob und wie etwas befriedigend wirkt.
Menschlich ist, keinen klaren Gedanken fassen zu können, wenn draußen die Sonne scheint und man schon wieder im Büro sitzt. Menschlich ist, dass einem gerade ein Fehler unterlaufen ist, der nicht hätte sein müssen, aber dieser verdammte Schreibtisch mit seinen Haufen nicht wirkt wie ein stiller See im Sonnenaufgang sondern wie eine Müllhalde im Nebel. Menschlich ist, dass man etwas sucht und nicht findet. Befriedigung. Befriedigung von Urbedürfnissen. Und:
Tja, so war das. Der Diskurs zwischen Bauch und Synapsen führte zu einer einfachen und, wie ich finde, nachvollziehbaren Entscheidung. Doktorarbeit und Forschung adé und volle Kraft voraus. Verantwortung für gebaute Umwelt übernehmen und Menschen, egal ob in ihrer privaten Umgebung oder in Unternehmen, durch ihre Räume glücklich machen.
Ingenieurwissen, Architekturpsychologie, Farbpsychologie, Arbeitspsychologie, Raumenergetik und Baubiologie zu einem übergeordnetes Ziel führen – gesundheitliche und psychologische Urbedürfnisse von Menschen befriedigen. Ganz einfach.
Mein damaliger Professor fragte mich ob ich mir sicher sei, die Idee zu verfolgen, gesamtheitlich Häusern und deren Nutzern zu mehr Glück zu verhelfen. Sein Gesichtsausdruck erklärte: „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank!?“. Es war eine leichte und im Nachhinein wunderbare Entscheidung.
Bei einem Treffen mit meiner Schwester und begleitet von gutem Wein wachte ich nachts lachend auf, suchte Stift und Zettel und der Firmenname krabbelte aufs Papier: HAUS IM GLÜCK. Menschen durch ihre Räume glücklicher, erfüllter, authentischer, kraftvoller, vitaler machen. Was für eine schöne Aufgabe.
Das Ganze liegt nun siebzehn Jahre zurück. Mein Sohn war damals ein Jahr alt. In diesen letzten siebzehn Jahren habe ich bundesweit hunderte von Häusern, Wohnungen und ihre Bewohner erlebt, hunderte von Arbeitswelten wie Bürogebäude, Praxen, Konferenzräume, Hotels, Läden und ihre Nutzer analysiert. Durch das Zusammenführen des interdisziplinären Fachwissens zu gesamtheitlichen Lösungen konnten wir tausende Menschen in Räumen glücklicher machen. Und ihnen vor allem vermitteln: Dein Raum ist dein zuverlässigster Beziehungspartner, Coach, Therapeut und Mediator. Wenn er das tut, was Menschen an diesem Standort, mit dieser Raumaufgabe brauchen, bringt er Partner, Teams, Zielgruppen und Familien zusammen. In dieser Zeit habe ich mehr und mehr gelernt, dass wir nur einen Bruchteil über die gesamtheitlichen Wirkungen zwischen Mensch und Raum wissen. Diese Erkenntnis macht dankbar, erfüllt mit Demut und macht neugierig auf alles, was wir neu dazulernen, wenn wir offen und wach sind.
Einen Toast auf uns Menschen, auf uns Unternehmer und darauf, den eigenen Weg zu finden und zu gehen.

